Mit der Assistentin kann alles stehen und fallen.
Ich schätze mich extrem glücklich, dass ich mit meiner Hanna eine ganze Schatzkiste bekommen hab. Sie ist humorvoll, ehrlich, organisiert und unglaublich kreativ. Für sie ist dieser Job allerdings nur ein Hobby, denn wenn sie sich arbeitslos melden würde, bekäme sie fast das selbe Geld zum leben. Freiwillig macht sie mit den Kindern wunderschöne Angebote für die sie keine Zeit zum vorbereiten bekommt (außerhalb der Dienstzeit meine ich) und keinen Bonus. Solche Menschen arbeiten zu tausenden in unserem Bildungssystem und es sind sie die unseren Kindern soviel mitgeben. Es kann allerdings auch ganz anders aussehen, AssistentInnen die diesen Job nicht mit Leidenschaft machen können die Arbeit erschweren und den Alltag ergrauen lassen. Deshalb braucht dieses Berufsbild eine Aufwertung. Ausbildungstechnisch und auch bei den Älteren MitarbeiterInnen gehaltstechnisch.
Weder Pädagogin noch pädagogische Assistentin leben mit einem Dauergrinser.
Auch wenn viele KollegInnen den Eindruck machen sie wären immer glücklich, immer fröhlich und lächeln auch wenn sie Körperflüssigkeiten von Kindern, Böden, Wänden oder Gegenständen entfernen – dem ist nicht so. Persönlich hab ich mich dafür entschieden, den Kindern und Eltern von Anfang an Respektvoll aber authentisch zu begegnen. Wenn ich also schlecht geschlafen habe und müde bin, halse ich mir nicht extrige Arbeit auf sondern vereinbare Termine auf die ich mich dann auch vorbereiten kann. Natürlich wird der normale, alltägliche Wahnsinn trotzdem abgearbeitet. Aber wir sind alle nur Menschen und anstatt das ich an so einem Tag eine Bewegungseinheit halb lasch und unaufmerksam durchführe, erzähle ich den Kindern lieber eine Geschichte und wir unterhalten uns. Vielleicht auch einfach über unsere Tagesverfassungen.
Wir indoktrinieren die Kinder nicht mit den Kindergarten Regeln.
Bei uns in der Gruppe wird nicht gelaufen (Sicherheit wegen Kanten und so und bevor ein Aufschrei kommt: Wir haben trotzdem genug Möglichkeiten für Bewegung) und wer gemeinsam spielt räumt gemeinsam auf (allein auch, aber das ist seltener eine Herausforderung) außerdem gestalten wir gern mit unterschiedlichen Materialien. Wenn die Kinder dann daheim sagen: „Aber die Anni hat gesagt….“ „Im Kindergarten machen wir das aber nicht so…““Die Hanna macht das aber immer ander…“ freut mich das zwar ein bissi aber es ist definitiv nicht meine Absicht. Wir müssen allerdings auf konsequente Einhaltung der Regeln achten weil wir mit 25 Kindern sonst absolutes Chaos haben. Falls es hilft: Wir hören dafür auch oft, dass es Mama und Papa zuhause anders/besser machen 😉
Bei gutem Kindergartenpersonal sind die Augen und Ohren tendenziell überall.
Wir sind während der Arbeit seltenst entspannt. Ich bloß wenn ich weiß, dass meine Kollegin da ist und ein Auge auf die Kinder hat während ich mit einer Kleingruppe gefahrlos arbeite. Das heißt zum Beispiel ein Buch lese und nicht gerade naturwissenschaftliche Experimente durchführe. Das heißt auch wenn alle Kinder bei der Jause sitzen und ich in der Tür stehe um mich kurz mit einem Elternteil zu unterhalten sehe ich ganz genau wer gerade aus seinem Stück Käse eine Gesichtsmaske macht und höre wer gerade erzählt dass er oder sie ein Stück Gebäck unter den Tisch fallen lassen will. Auf der einen Seite ist das vollkommen notwendig – auf der anderen Seite machte es das Recht auf unbeobachtetes Spiel ein wenig schwer durchzuführen. Ich habs lieber so und nehm mich dafür manchmal zurück. Trotzdem können wir Dinge übersehen und wenn ein Kind einen kleinen Kratzer hat, von dem es selbst nicht weiß woher würde ich mir einen entspannten Umgang damit wünschen – gab es aber bis jetzt auch immer (hier ein großes Danke an die Eltern meiner Gruppe auch wenn Sie es nicht wissen :))
Wir haben auch feste Dienstzeiten.
Wenn ich also mit meiner Jacke und Tasche in der Hand gerade die Räumlichkeiten verlasse habe ich nicht „noch kurz Zeit wegen der Jause morgen“ oder „einen Moment um über den nächsten Besuch in der Kirche zu sprechen“. Es sind nur wenige Minuten ja – aber der Nachmittag war fast immer anstrengend weil ich fast immer alleine bin mit bis zu 19 Kindern und da läppern sich auch die paar Minuten jede Woche zusammen die ich nicht aufschreiben kann sondern von meiner Freizeit abziehe. Wir hatten mal den Deal mit unserer Führungskraft, dass wir die Zeiten zusammenrechnen und dann einmal etwas früher gehen könnnen – damit geben wir dann die Kinder einfach früher in der Sammelgruppe ab – das wäre in meinen Augen nicht sehr kollegial. Da bemühe ich mich lieber pünktlich rauszukommen und noch ein höfliches: „Besprechen wir das bitte morgen.“ herauszubringen.
Ohhhhh! Das betrifft auch die Bring- und Abholzeiten. Aber darüber hab ich ja und schon geschrieben.
Nicht alle von uns sind technische Nackapatzln.
Ich würde mir ein Tablet und einen Laptop im Kindergarten wünschen. Nicht um die Kinder einfach davor zu pflanzen aber es gibt inzwischen sehr viele Möglichkeiten die und die Arbeit erleichtern und auch Ressourcen schonen würden. Leider herrscht immer noch weithin verbreitet das Bild und die Meinung der technisch, unbegabten, dafür mütterlich wirkenden und immer netten „Tante“. Ich kenne inzwischen keine Pädagogin mehr die nicht zumindest die Grundlagen von Office beherrscht und sich Informationen, Bilder und Anregungen aus dem Internet besorgen kann. Klar wir sind von der gewünschten Medienkompetenz noch etwas entfernt aber das kann sich auch nur ändern wenn wir langsam mal die Geräte dafür bereitgestellt bekäme.
In der Ausbildung lernen wir hauptsächlich über die Arbeit mit Kindern weniger über die mit Eltern.
Wenn also vor allem jüngere KollegInnen noch nicht souverän wirken sollte Sie das nicht verwundern. Obwohl gerade diese Kompetenz für eine gelingende Bildungspartnerschaft notwendig ist würde sie noch bei mir in der Ausbildung komplett vernachlässigt und über SchülerInnen habe ich erfahren, dass dieser Bereich noch immer wenig abgedeckt wird. (Kein Wunder bei all der Allgemeinbildung die in den Jahren auch noch in den Kopf sollte.)
Das wars fürs erste. Vielleicht folgt noch eine Fortsetzung oder es erinnert mich jemand an etwas wichtiges das ich vergessen habe…