Was trauen sie Kindern zu?

War eine der Fragen in einem Vortrag um heraus zu finden wie geeignet ein Mensch für die Arbeit als ElementarpädagogInnen ist.

In meinem Kopf konnte ich die Frage sofort beantworten: Alles! Kinder überraschen mich täglich mit dem was sie können, was sie wissen wollen und was sie lernen.

Trotzdem hat mich die Frage erwischt wie ein Schlag ins Gesicht. Denn im Alltag stellt sich für mich nicht die Frage: Was traue ich den Kindern zu? Für mich stellt sich die Frage: Was kann ich mir leisten Kinder zu zu trauen?

Am Beginn unserer Zusammenarbeit hat sich meine Kollegin dagegen ausgesprochen im Bewegungsraum die Aufsicht zu übernehmen. Meine Stationen bei der Bewegungslandschaft waren ihr zu gefährlich. Sie hat schnell gemerkt das ich nur aufbaue was ich den Kindern auch zutraue und in meinem Umgang mit den Kindern auch beobachtet, dass die Kinder sich selbst regulieren und die „gefährlichen“ Stationen nur mit Hilfe probieren bis sie es selbst können.

Dieses gemeinsame wachsen war nur möglich weil ich immer viel im Bereich der Bewegung gearbeitet habe und weiß, dass die meisten Kinder eine sehr gute Selbsteinschätzung haben und ich auch schnell herausbekomme bei welchen Kindern es gefährlich wird. Trotzdem habe ich in einem gesetzlichen Graubereich agiert: Wenn einem Kind etwas passiert wäre, läge es an mir zu argumentieren und zu beweisen, dass ich die Aufsichtspflicht nicht verletzt habe und alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen habe um die Gefahren zu minimieren. Viele andere KollegInnen machen weniger anspruchsvolle Bewegungslandschaften um nichts zu riskieren und ich habe vollstes Verständnis dafür. Weniger Kinder und mehr Personal würde bedeuten, dass wir mehr aufbauen könnten und den Kindern damit mehr Entwicklungspotenzial bieten würden.

Und das ist nur das Beispiel Bewegung. Dasselbse gilt für alle anderen Bereiche. Ich bin keine Verfechterin von immer mehr und größer ist besser. Aber auch die kleinen Aktivitäten müssen gut durchdacht vorbereitet und durchgeführt werden. Ein Experiment mit Wasser und Spülmittel birgt schon genug Gefahren wenn ich nicht davon ausgehen kann, ob nicht ein Kind auf die Idee kommt das Spülmittel zu kosten…

Was können wir uns also leisten den Kindern zu zu trauen? Im Moment lautet die eindeutige Antwort: zu wenig.

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