Extreme tun niemandem gut

Manchmal fühle ich mich als wäre ich teil von diesen (hauptsächlich) in Medien und sozialen Netzwerken bestrittenen „Mommy Wars“.

Wenn zum Beispiel eine Mutter auf mich zukommt und mich daran erinnert, dass sie letzte Woche ein Kind unserer Gruppe ohne Haube im Innenhof gesehen hat und mir einen kurzen aber prägnanten Vortrag darüber hält wie wichtig Kopfbedeckungen bei den momentanen Witterungsbedingungen sind.

Oder wenn mir eine Mutter vom letzten Spieltreffen bei xy berichtet bei dem die andere Mutter ihre Kinder alleine da lassen wollte um Besorgungen zu machen.

Oder wenn eine Mutter eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der gesunden Jause beginnt weil sie die drei Aushänge zum Thema noch nicht gelesen hat und sie sich nicht verantwortlich fühlt für die gesunden Ernährung der anderen Kinder.

Die meisten solcher Situationen sind schnell aufzuklären. Trotzdem bleibt manchmal ein bitterer Nachgeschmack weil ich mir denke, wenn es alle besser wissen sollen die sich mal in die Gruppe stellen und an alles denken an das wir denken müssen. Allerdings weiß ich, dass ich die Arbeit gern und gut mache und die meisten Eltern sich in einem extremen Spannungsfeld von sehr viel Wissen und sehr viel Unsicherheit befinden. Am Beispiel Haube:

Jeder „weiß“, dass die meiste Wärme über den Kopf verloren geht und wir daher immer eine Haube tragen müssen – so geben wir das auch unseren Kindern weiter. Außer acht lassen wir dabei, dass das erstens gar nicht stimmt und zweitens jeder Mensch unterschiedliches Temperaturempfinden hat. Manche Menschen brauchen früher eine Kopfbedeckung manche später. Es sollte eine persönliche Entscheidung bzw eine gemeinsame mit dem eigenen Kind sein ab wann Hauben notwendig sind. Wenn also ein Kind ohne Haube in den Kindergarten kommt und ich selbst würde es auch gut ohne Haube aushalten habe ich kein Problem damit betreffende Kinder auch in den Innenhof zu lassen. Allerdings stellt man sich gegen das gesellschaftliche „Wissen“, dass jedes Kind eine Haube aufsetzen muss weil sie die nun mal brauchen.

Wir alle könnten es uns gegenseitig viel einfacher machen wenn wir, anstatt gesellschaftliche Konventionen einfach hin zu nehmen, freundlich nachfragen würden wenn uns das Thema wirklich interessiert. Und sonst vielleicht einfach lieber die Zeit mit unserem Kind genießen anstatt uns ein Urteil über andere zu erlauben.

Im Kindergarten würde es uns auf jeden Fall besser gefallen, wenn wir statt: „Ich finde es nicht fair, dass ich die gesunde Jause für alle bringen soll. Mein Kind kriegt ja eh immer was gesundes mit.“ – „Warum gibt es die gesunde Jause überhaupt?“ hören würden. Der Ton ist dann Bonus aber mit der Frage kann ich mehr anfangen als mit dem hingeschmissenen Vorwurf.

Um zum Titel zurück zu kehren: Hin und wieder ein Marmeladenbrot oder ein Brioche Kipferl schadet den Kindern auch nicht – auch wenn einzelne ErnährungsverfechterInnen uns das glauben lassen möchten.

 

 

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